1. Tag
17.06.2011
Abreise mit dem ARZ, Wien ab 22:44
Vor der
Verladung am Westbahnhof unterhalte ich mich mit einem Schweizer Biker.
Er erzählt mir, dass er die “Panamericana“, mit einigen Abstechern
(Anden usw.) in mehrjährigen Etappen, über 50.000 km gefahren ist. Da
nimmt sich unsere “Route Grand Alpes“ wie eine Jausenfahrt aus.
In dem
4-Bett Abteil des Liegewagen war es so halbwegs gemütlich, der
Schaffner, überaus freundlich, serviert uns um 4 Uhr morgens, -
außerplanmäßiger Aufenthalt 1 Std., in Innsbruck, Kaffee am Bahnsteig.
2. Tag
18.06.2011
Ankunft in Feldkirch 07:49
Route: = ca. 92 km (geplant bis Saanen = ca.330 km)
Feldkirch – Walensee – Betschwanden
Leichter
Regen, vielleicht war deshalb kein Mann von der Verlademannschaft zu
sehen? Wir befreien unsere Mopeds eigenhändig von dem Gebinde mit dem
sie befestigt waren. Um schneller vorwärts zu kommen, fahren wir in
Feldkirch auf die A13. Ab Lichtenstein wird der Regen immer stärker. Am
Walensee, in der Schweiz, - westliches Ende der Ferienregion “Heidiland“
-, legen wir eine Pause ein. Betroffen stellen wir fest, keine Vignette
für die Autobahn, bei dem Wetter bleiben jedoch selbst die fleißigsten
Polizisten zu Hause – Gott sei Dank.
Die am
Nordufer gelegene Bergkette der “Churfirsten“, lässt sich nur erahnen,
trotzdem, eine wunderschöne Gegend. Auf der S17 geht es weiter Richtung
Linthal, hier beginnt der Anstieg zum Klausenpass, zu dem es aber Wetter
bedingt nicht mehr kommt. In Betschwanden finden wir Unterkunft im Hotel
Post.
Die
Gaststube ist leider ab 20 Uhr geschlossen, die Gehsteige "hochgekippt".
Gerry rettet den Abend indem er zwei Bouteillen Wein organisiert, die
wir im feucht-kalten Zelt verkosten.
3. Tag
19.06.2011
Route: = ca. 244 km
Betschwanden – Klausenpass – Luzern – Brünigpass – Saanen
Bei
leichtem Regen beginnen wir die Auffahrt zum KLAUSENPASS (1952m).
Die
ersten Kehren
sind mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, eine Baustelle macht die Fahrt
auch nicht einfacher. Bis zum “Urnerboden“, Straße relativ gut
ausgebaut, danach viele unübersichtliche Kurven und schlechter Belag, –
Vorsicht - , Weidevieh auf der Straße. Auf der 2B fahren wir entlang des
Urner See – ist ein Teil des Vierwaldstätter See –, nach Brunnen, wir
legen ein kleines Päuschen ein. Weiter über Luzern, auf die S4, Richtung
Sarner See. Nach dem Lungerer See, beginnt mit einigen Serpentinen und
schnellen Kurven der Anstieg zum BRÜNIGPASS (1008m), der als solcher gar
nicht wahrgenommen wird. Vorbei am Brienzer See, über Interlaken zum
Thuner See, in Spiez zweigen wir ab, und erreichen bald darauf Saanen,
(geplantes Etappenziel für den zweiten Tag).
Saison
bedingt, haben fast alle Hotels geschlossen, am Parkplatz des
“Steigenberger Resorts“ – hat natürlich offen -, drehen wir eine
Ehrenrunde und beschließen, doch die Jugendherberge in Saanen als
Quartier zu nehmen. Schlichtes Haus, einfaches Essen, aber sehr
freundliche Leute.
4.Tag
20.06.2011
Route: = ca. 300 km
Saanen – Col du Pillon – Gr. St.Bernhard – Aostatal - Kl. St.Bernhard -
Col de I`Iseran – Val d`Isere – Bessans
Nach
einem Frühstück mit Müsli (gibt Kraft für die kommenden Pässe) und um €
45,- pro Kopf leichter, beginnen wir den kommenden Tag.
Auf gut
ausgebauter Straße fahren wir durch Gstaad, mit seinen traumhaften
Chalets, hinauf zum COL DU PILLON (1546m), sehr gut ausgebaute Straße,
traumhafte Landschaft. Kurvenreich geht es hinunter nach Aigle, hier
bewundern wir die terrassenförmig angelegten Weingärten. Der Weg führt
uns weiter entlang der Rhone bis Martigny, zum sogenannten “Rhone-Knie“.
In Sembrancher, - große Steinhäusern zeugen von der früheren Bedeutung
dieses Ortes –, biegen wir rechts ab auf die S21, ins Val d`Entremont,
wir “betreten“ die Welt der Viertausender. Mir der Ehrfurcht im Kopf,
dass bereits die Römer diese Nord-Süd Verbindung nutzten, römischer Name
“Mons iovis“, beginnen wir nach Bourg St. Pierre mit der Auffahrt zum
Großen St. BERNHARD (2473m). Zu unserer linken Seite, sehen wir das
atemberaubende Massiv des Grand Combin (4314m).
Nach
etwa 3/4 der Fahrt, auf gut ausgebauter Straße, bietet sich die
Möglichkeit durch den Tunnel, oder über den Pass zu fahren. Keine Frage,
wir nehmen den Pass. Eine schmale, kurvenreiche und mit engen Kehren
versehene Straße führt hinauf zum Hospiz, welches um 1050 von Bernhard
von Aosta – ist zugleich Namensgeber des Passes -, gegründet wurde.
Beeindruckend die Statue des heiligen St.Bernhard. Das Hospiz ist
Grenzstelle zwischen der Schweiz und Italien. Die
Abfahrt ins Aostatal ist bis zur Einmündung des Tunnels, wieder schmal,
kurvenreich, danach gut ausgebaut.
Aufgrund
einer Irritation unseres Guide, fahren wir nicht die S26 durch das
Aostatal, sondern kurven auf “weißen Strasserln“, weit oberhalb des
Tales, mit wunderbarem Ausblick, unserem nächsten Ziel, den Kleinen St.
BERNHARD (2188m) entgegen. Nach La
Thuile, beginnt der Anstieg, an einigen Stellen ist das Mont Blanc
Massiv zu bewundern. Straßenzustand eher mäßig. Die Passhöhe bildet die
Grenze zwischen Italien und Frankreich. Auf relativ enger Straße mit
wechselnden Belag, Schlaglöchern und ohne Randabsicherung, geht`s in
vielen Kehren hinunter nach Savoyen.
Über
Seez, gelangen wir etwas früher als geplant – man könnte es auch einen
Verfahrer nennen -, auf die Original “Route Grande Alpes“ und
kommen auf der D902, in das Tal der Isere. Die anfangs gut ausgebaute
Straße wird nach St. Foy-Tarentaise schmäler und weist einige
unbeleuchtete Tunnels auf. In Val d`Isere machen wir einen kurzen Stopp.
Der Ort wirkt mit seinen “Bettenburgen“ so ungastlich, dass wir auf
einen Kaffe verzichten und weiterfahren.
Es
beginnt der Anstieg auf den höchsten überfahrbaren Gebirgspass der
Alpen, den COL D´ISERAN (2770m). Verschiedentlich wird als höchster
Pass, der COL DE LA BONETTE (2802m) genannt, was meiner Meinung nach
nicht stimmt. Der Passübergang befindet sich auf 2715m, fährt man
weiter, die “Cime de la Bonette – Ringstraße um den Gipfel – ist man
zwar auf 2802m, jedoch ist das kein Passübergang. Aber hier scheiden
sich wahrscheinlich die Geister.
Zurück
zum ISERAN, 1937 eröffnet, nicht besonders steil (7,3 %), teilweise enge
Straße, schlechter Belag, keine Randabsicherung, dies trifft auf, Auf-u.
Abfahrt zu. Reizvoll nach der Abfahrt ist der kleine Ort, Bonneval sur
Arc, mit seinen Steinhäusern. In Bessans, finden wir im Hotel “Le Petit
Bonheur“ eine nette Unterkunft.
War
alles super, lediglich der Aufstieg zur 1. Etage des Zimmers war so
steil, dass er ohne Seil und Sicherung, fast nicht zu schaffen war.
5. Tag
21.06.2011
Route: = ca. 287 km
Bessans – Col du Telegraph – Col du Galibier – Col du Lautaret – Col
d`Izoard – Col de Vars – Col de la Bonette – Auron
Nachdem
heute 6 Pässe zu bewältigen sind, heißt es bereits um 09:15 - a bisserl
früher als üblich -, “mon Seigneur, start your Engin“.
Wir
fahren Südwest in dem wunderschönen Tal der L`Arc. Nach
Solières-Sardières, nehmen wir ein schmales, kurvenreiches, “weißes
Strasserl“. Auf der gegenüberliegenden Talseite liegt eines der vielen
Forts dieser Gegend, das “Fort Victor Emmanuel“, erbaut zwischen 1819
und 1834, gedacht als Pufferzone zwischen dem sardischen Königreich und
dem Herzogtum Savoyen.
Saint
Michel de Maurienne, hier beginnt die kurze Auffahrt zum COL DU
TELEGRAPH (1600m). Ehe man es sich versieht, liegt der Pass schon hinter
einem. Die Strecke führt nun durch die atemberaubende
Hochgebirgslandschaft der “Hautes Alpes“. Ab
Valloire beginnt der Aufstieg zum COL DU GALIBIER (2645m). Gut
ausgebaute, kurvenreiche Straße, Weidevieh quert unkontrolliert die
Fahrbahn. Ab dem Tunnel in 2556m Höhe wird`s a bisserl enger und
holpriger, keine Randsicherung, dafür ein grandioses Alpenpanorama. Nach ca.
8 km Abfahrt, ebenfalls auf einem “Fleckerlteppich“, ohne Randsicherung
kommen wir auf den COL DU LAUTARET (2058m), neue Erfahrung, dass man auf
einen Pass auch bergab gelangen kann.
Ab
Briancon – ist die zweithöchstgelegene Stadt Europas, 1326 m-, beginnt
die Auffahrt zum COL D`IZOARD (2360m). Die Straße ist wenig befahren,
führt gesäumt von Lärchenwäldern hinauf zum Pass, wo kurz vor der
Scheitelhöhe das Refugium Napoleon liegt. Kaffe geht sich leider keiner
aus, wir haben noch 2 Pässe und ca. 100 km vor uns. Die Abfahrt führt
durch eine Landschaft mit Felspyramiden. Nach einer kurzen Steigung,
erreichen wir auf 1000m, Guillestre. Es
beginnt die Auffahrt zum COL DE VARS (2111m). Nordrampe 18 Kehren,
Südrampe 6 Kehren. Der Höhenunterschied zur Passhöhe ist nicht groß,
Straße gut ausgebaut, es darf “geheizt“ werden. Bei mir war Schluss mit
“heizen“ denn: Hab` den letzten Tankstopp ausgelassen – war totaler
Blödsinn -, alte Regel: Wenn einer tankt, tanken alle. Bereits bei der
Auffahrt, leuchtet die Tankkontrolle wie ein Stopplicht. Also, langsamer
rauf und die Abfahrt im Rollen. In Jausiers, keine Tankstelle offen,
jetzt wird`s schön langsam tragisch. Freund Avalon, fährt mit mir ca. 8
km nach Barcelonette, Tankstelle geschlossen, laut Garmin, nächste
Tankstelle ca. 2 km, ist noch nicht eröffnet. Kontrollleuchte,
mittlerweile Dunkelrot und ich “perle wie eine Bachforelle“, heißt ich
schwitze. Gott sei Dank, doch noch eine offene Station gefunden. Bei
einem Tankinhalt von 23 Liter incl. Reserve, tanke ich 22,7 Liter.
In
Jausiers verlassen wir die Original “Route Grande Alpes“, wir
sind der Meinung, dass der COL DE LA BONETTE (2802m), das sicher wert
ist. Die Fahrt auf der “Route de la Bonette-Restefond“ führt durch die
wunderbare Landschaft der “Alpes Maritimes“. In weiten Kurven und engen
Kehren windet sich die gut ausgebaute Straße unserem Ziel entgegen.
Murmeltiere die die Straße queren gibt es hier genug.
Schwindelerregende Serpentinen sorgen zeitweise für einen Adrenalin
Ausstoß. Der Passübergang befindet sich auf
2715m.
Freund
Ernst`l und meinereiner nutzen die Gelegenheit, –trotz Sperre-,
auf die CIME DE LA BONETTE (2802m) zu fahren. Die 2 km lange
Umrundung (Einbahnschleife), lassen wir wegen der Schneelage auf der
Nordseite aus. Also, einmal gegen die Einbahn rauf. Der Panoramablick
über die umliegenden Bergmassive ist einfach grandios. Den Fußweg zum
höchsten Punkt auf 2860m ersparen wir uns, also können wir leider die
vielen Berggipfel nicht zuordnen. Na ja, man kann nicht alles haben. Auf
der Südrampe kurz nach der Passhöhe, befindet sich ein 1912 erbauter
Kasernenkomplex, das “Camp des Fourches“, es wurde bis zum 2. Weltkrieg
von den französischen Gebirgsjägern genutzt. Die Kurven und Kehren hab`
ich nicht gezählt, es waren derer viele, fast keine Randsicherung,
“Abflug ohne Teppich“ wäre fatal.
Im Tal
der Tinèe angekommen, finden wir in unserem geplanten Etappenziel,
Saint-Etienne-de-Tinèe, kein Nachtlager. Wir verlassen das Tal, fahren
auf die Hochebene von Auron und finden in dem gleichnamigen Ort in 1600
m ü NN, im Motel “Edelweiss“ endlich ein Quartier. Sauber, freundliche
Leute, gutes Essen, aber! Alles relativ.
6. Tag
22.06.2011
Route: = ca. 232 km
Auron
– Saint-Sauveur-sur-Tinèe – Col de la Couillole – Col de Valberg –
Georges de Daluis Schlucht – Canyon du Verdon Schlucht (Nordseite) –
Aups
Von Auron, fahren wir
wieder hinunter in das Tal derTinèe, dann Südwärts bis Saint Sauveur sur
Tinèe, wo wir rechts abbiegen auf die D30 und uns wieder auf der
Original “Route Grande Alpes“ befinden. Die etwas enge und holprige
Straße windet sich über unzählige Kehren, gesäumt von Lärchenwäldern,
hinauf zum COL DE LA COUILLOLE (1678m). Kurz nach Beginn des Anstieges
liegt auf einer Anhöhe, wie in Fels gehauen, das Dörfchen Roubion,
dessen Entstehung auf das 12. Jahrhundert zurück geht. Die Abfahrt endet
in Beuil, gleichzeitig beginnt hier die Auffahrt zum COL DE VALBERG
(1669m). Gut ausgebaute Strecke, viele Kehren. Den Scheitel des Passes
bildet das Dörfchen Valberg, ist zudem auch ein bekannter
Wintersportort. Die Abfahrt in das Tal der Var, gestaltet sich
unspektakulär und endet in Guillaumes, wo wir die Original “RGA“
wieder verlassen. Wir zweigen links ab auf die D2202, diese führt in
die “GEORGES DE DALUIS Schlucht“. Die gut ausgebaute Straße, führt in
schwindelnder Höhe, öfters durch unbeleuchtete Tunnel – manchmal in
einem Einbahnsystem -, und zahllosen Serpentinen durch eine grandiose
Felslandschaft. Roter Fels und der Ausblick in das tief gelegene Bett
der Var, sind Eindrücke die wir nicht vergessen werden. Die ca. 12 km
lange Strecke hat es in sich.
Castellane, hier beginnt
das “Highlight“ des heutigen Tages, die Fahrt in den Canyon “GEORGES DU
VERDON“ (Nordroute), im Departement, Alpes-de-Haute-Provence. Der bis zu
700 Meter tiefe "Gorges du Verdon" ist auch bekannt als zweitgrößter
Canyon der Welt (nach dem Grand Canyon in Colorado) oder als größter
Canyon in Europa. Vorerst relativ gute, manchmal schmale Straße, einige
unbeleuchtete, einspurige Tunnel. In Auberge des Crètes, zweigen wir auf
die D23 ab, die sogenannte “Route des Cretes“ mit ca. 23 km Länge. Das
Abenteuer beginnt, Straßenzustand: Teilweise eng, Schlaglöcher, keine
Randsicherung und einiges an Verkehr (auch Wohnmobile !!!). An den
wenigen Aussichtspunkten in die Schlucht herrscht Parkplatzmangel (auch
für Mopeds). Wir finden trotzdem ein Platzerl und sehen schaudernd, den
in der Felswand hängenden “Freeclimbern“ zu. In La Palud sur Verdon
endet die Schleife. Mein Resümee: Wenn sich eine Umrundung des “Verdon“
zeitmäßig nicht ausgeht, dann unbedingt Nordschleife fahren. Diese liegt
erstens höher (besserer Ausblick) wie die Südseite und bietet fahrerisch
einfach mehr.
Wir fahren weiter am
“Lac de Sainte-Croix“ entlang, nach Aups, einen kleinen malerischen Ort.
Nach kurzer Lagebesprechung – Etappenziel wäre Aix-en-Provence, noch ca.
100 km zu fahren, beschließen wir hier zu Nächtigen. Im Le Grand Hotel*,
finden wir Zimmer. Der einer Stern wäre nicht so schlimm gewesen, wenn,
ja wenn das Service nicht so be….. wäre. Speisekarte nur in französisch,
Servierpersonal kann nicht englisch und ist zudem unfreundlich. Wir
wissen nur, daß wir Bier trinken, was wir essen, wissen wir nicht (Gott
sei Dank !?). In einer nahen Kneipe, spülen wir unseren Frust mit
einigen Pastis runter.
Die restlichen Episoden
möchte ich mir ersparen, außer soviel, daß Kaffee zum Frühstück erst
serviert wurde, als wir alle 4 am Tisch saßen !!, Servierkörper dürfte
mal in einem Kindergarten gearbeitet haben. Au, Au, Aups.
7. Tag
23.06.2011
Route: = ca. 275 km
Aups
– Grasse – Col de Turini – San Remo – Diano Marina
Aix-en-Provence lassen wir aus. Die Burschen haben eingesehen, dass für
diese geschichtsträchtige Stadt, mindestens 3-4 Tage notwendig wären.
Unsere
heutige Etappe führt uns auf gut ausgebauten, kurvenreichen Straßen,
durch die einmalige Landschaft der Provence-Alpes-Côte d`Azur, nach
Draguignan, hier ist der mittelalterliche Charakter der Stadt noch
deutlich zu sehen. Weiter geht es nach Grasse, der Welthauptstadt des
Parfums schlechthin. Enge verwinkelte Straßen, steil bergauf, steil
bergab, irrsinniger Verkehr. Wir sind auf der Suche nach einer Parfum
Destillation. Unser Herr Kanzleirat, folgt den Düften mehr als den
Anweisungen seines Navis – und ward plötzlich verschwunden. Im “Stopp
and Go“ Verkehr, Straß` auf, Straß` ab, suchen wir ihn verzweifelt,
jedoch erfolglos. Endlich erreichen wir den Verschollenen am Handy. KR,
teilt mit, dass er die Fahrt auf den Col de Turini auslässt, nach Monaco
fährt und dort auf uns wartet, o.k. Auf geht`s, bei La Manda, gelangen
wir noch einmal in das Tal der Var, traumhaftes Gebiet, welches wir in
Le Plan-du-Var verlassen. Nach Lantosque, kommen wir wieder auf die
Original “Route Grande Alpes“. Es beginnt die Auffahrt zu dem
bekanntesten der Pässe in den Seealpen, den COL DE TURINI (1607m). Der
Pass verdankt seinen Ruf auch der “Rallye Monte Carlo“, welche im Jahre
1911 erstmals ausgetragen wurde. Zahllose Kurven, Spitzkehren mit
Stützmauern, machen die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Straßenzustand: Westrampe mit imposanten Stützmauern, o.k. Südrampe nach
Sospel (Endpunkt), 25 Spitzkehren durch die Felsschlucht “Gorges du
Piaon“, manchmal eng und holprig.
Was noch
zu sagen wäre, Hr. KR, ist von Monaco weitergefahren und erwartet uns in
San Remo am Hafen. Nach einem gemeinsamen Kaffee dortselbst, machen wir
uns auf Quartiersuche. In dem kleinen Ort, Diano Marina – ca. 30 km nach
San Remo-, finden wir im Hotel Torino****), eine adäquate Bleibe, mit
Garage für die Mopeds.
Gerry
und der Herr KR, wie immer von der “schnellen Truppe“, finden gleich
um`s Eck vom Hotel eine nette, kleine Bar, gerade richtig für einen
Aperitif. Eine Besonderheit war, dass zu jedem Getränk, gratis ein
Teller mit Snacks gereicht wurde:
“aperitivi a buffet e taglieri gratis per tutti“
So saßen
wir, tranken und aßen, und aßen und tranken. Im Verlauf des Abends kam
es wie es kommen musste, die Verbrüderung mit dem “Chef della Casa“,
Francesco. Weit nach Mitternacht verließen wir die K&K Bar, ohne nicht
vorher einige “Digestif`erl“ in Form von Pastis, Aperol….. usw. genossen
zu haben. Der Preis für unsere Konsumation betrug für 4 Personen €
120,-, darin enthalten 30 (dreißig) Krügerl und einige “Verdauerli“. Als
Abschiedsgeschenk erhielt jeder von uns, eine Bouteille Rotwein. Da
könnten sich die “Gallier“ ein Scherzerl abschneiden, ob der
Gastfreundschaft.
8. Tag
24.06.2011
Route: = ca. 370 km
Diano
Marina – Pietra Ligure – Piacenza – Bardolino
Nach
einer relativ kurzen Nacht, kann meinereiner das üppige
Frühstücksbuffet nicht so recht genießen, einige Espresso und
Mineralwasser reichen auch.
Die
geplante Fahrt über die Küstenstraße, in die Cinque Terre lassen wir
aus, weil: Für eine Strecke von ca. 35 km benötigen wir aufgrund des
Verkehrsaufkommens fast 2 Stunden! In Pietra Ligure – Lagebesprechung –,
Resultat, wir fahren auf der Autostrada zu unserem Etappenziel, den
Gardasee. Auch auf der Strada, wahnsinnig viel Verkehr, vor allem LKW,
auch nicht wirklich lustig, aber trotzdem schneller. Für eine Strecke
von etwa 300 km, € 29 Maut, da lob ich mir unsere Vignette.
Ab
Peschiera del Garda, Regen bis Bardolino. Aufgrund des verlängerten
Wochenendes (Donnerstag Feiertag), Quartiersuche, a bisserl schwierig.
Checken schlussendlich im Parkhotel GRITTI ****) ein, € 80,- pro Person
incl. Frühstücksbuffet und Garage für die Mopeds. Super Hotel und
Anlage. Nach einem Abendspaziergang durch das reizvolle Bardolino,
mitgerissen von Menschenmassen, kehren wir beim Pizzaweltmeister im
Ristorante “Pizzeria al Gallibano“ ein. Na ja, kocht auch nur mit
Wasser.
In
unserem Hotel genießen wir zu später Stunde, die Darbietung einer
brasilianischen Sambagruppe. Herr KR, jungpubertär wie er nun mal ist,
kann der Aufforderung mitzutanzen nicht widerstehen und macht durchaus
einen flotten Eindruck dabei. Meinereiner kann aufgrund eines
Leistenbruches nicht teilnehmen und steht nur für ein Gruppenfoto zur
Verfügung.
9. Tag
25.06.2011
Route: = ca. 370 km
Bardolino – Monte Baldo – Passo del Sommo – Lavarone -
Kaiserjägersträsschen – Oberdrauburg
Bei
leichtem Regen verlassen wir Bardolino, fahren über Caprino Veronese,
Richtung MONTE BALDO Höhenstraße (1617m). Ich fuhr diese Strecke schon
einige Male, es ist aber immer wieder ein Erlebnis durch die schöne
Landschaft zu Kurven. In Calliano zweigen wir auf die SS350 ab, fahren
über die Hochebene von Folgaria zum PASSO SOMMO (1343m). Nach
Lavarone, erfüllt sich ein lange gehegter Wunsch von mir, die Fahrt über
das KAISERJÄGERSTRÄSSCHEN (1261 m) – ital. Monterovere. Das “Strasserl“
wurde 1911 auf einem in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhundert von
den Kaiserjägern errichteten Weg gebaut. Teils einspurig, unter
Felsüberhängen, zwei unbeleuchteten Tunnel (einspurig) und acht engen
Kehren windet sich die Straße hinunter nach Levico Terme. Man sollte
Schwindelfrei sein.
so fährt ein Könner das "Strasserl"
http://www.youtube.com/watch?v=xgA3ybjNv6E&feature=related
Unsere
Fahrt führt uns weiter entlang des Lago di Caldonazzo, Richtung Trento.
Auf Grund starken Verkehrsaufkommens, fahren wir bei Trento auf die
Autostrada A22 auf. War auch nicht gut, Stau, Stau, Stau, kommen jedoch
auf dem Pannenstreifen relativ gut voran. Nach Brixen, verlassen wir die
A22 und fahren auf der E66, Lienz entgegen. Die Sonne ist bereits
untergegangen, so machen wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager. In
Oberdrauburg, im Gailbergerhof http://www.gailbergerhof.com/
werden wir fündig. Sehr freundliche Leute, schöne Zimmer, gutes Essen
und für die Mopeds ein überdachter Abstellplatz, Herz, was willst du
mehr. Das “Dorffestl“ im Ort lassen wir aus, stattdessen führen wir mir
zwei Bikern aus Bayern noch lange, Benzingespräche.
10. Tag 26.06.2011
Route: = ca. 400 km
Oberdrauburg – Katschbergpass – S36, S6 und A2 – Wien
Nach einem letzten
gemeinsamen Frühstück, trennen sich für die Heimfahrt die Wege der
Musketiere. Der Herr KR und “Guide“ Gerry, können es nicht mehr erwarten
wieder in den Sumpf der Großstadt einzutauchen, fahren auf schnellstem
Weg nach Hause.
Avalon
und meinereiner, bummeln mehr oder weniger gemütlich über den
KATSCHBERGPASS (1641 m), wo es leicht regnet, Richtung Heimat. In
Neunkirchen legen wir ein weiteres kleines Päuschen ein. Aufziehende
Regenwolken veranlassen mich die Regenjacke überzuziehen, gut so, denn
ab Bad Vöslau öffnet der “Himmel seine Schleusen“, mit “Sicht gleich
Null“, taste ich mich nach Hause, um ca. 18 Uhr, beende ich at home
unsere Tour.
A bisserl
a Statistik:
Gesamt gefahrene
Kilometer: ca. 2600
Kilometer unserer
“Route Grande Alpes“: ca. 1000 (Routenänderungen)
Pässe unserer “Route
Grande Alpes“:
10
Pässe gesamte Tour: 19
Höchster Punkt: Cime
de la Bonette, 2802m
Darf man diversen
Statistikern Glauben schenken, haben wir über 10000 Kurven und Hunderte
von Haarnadelkehren gemeistert.
Persönlicher
Gewichtsverlust: 2,5 kg
die Pässe
Paß |
L / G |
Region |
Höhe |
Stg. |
Katschbergpass |
A |
|
Rennweg / St.Michael im Lungau |
1641 m |
12% |
Kaiserjägerstrasse |
I |
|
Laverone / Levico Terme |
1255 m |
12% |
Kl. St.Bernhard |
I |
F |
Prè Saint Didier / La Thulie |
2188 m |
9% |
Monte Baldo
(Höhenstraße) |
I |
|
Trentino |
1617 m |
14% |
Passo del Sommo |
I |
|
Calliano / Carbonare |
1343 m |
11% |
Brünigpass |
CH |
|
Giswil / Unterbach |
1008 m |
5% |
Col du Pillon |
CH |
|
Saanen / Le Sépey |
1546 m |
11% |
Gr. St.Bernhard |
CH |
I |
Martigny / Aosta |
2473 m |
10% |
Klausenpass |
CH |
|
Linthal / Altdorf |
1948 m |
6% |
Pässe auf
der Route des Grandes Alpes |
Col d`Izoard |
F |
|
Briancon / Guillestre |
2360 m |
13% |
Col de I`Iseran |
F |
|
Seez / Bonneval sur Arc |
2770 m |
7% |
Col de la Bonette |
F |
|
Jausiers / St. Etienne de Tinee |
2802 m |
14% |
Col de la Couillole |
F |
|
Saint Sauveur sur Tinée / Beuil |
1678 m |
12% |
Col de Turini |
F |
|
Lantosque / Sospel |
1607 m |
10% |
Col de Valberg |
F |
|
Beui / Guillaumes |
1669 m |
7% |
Col de Vars |
F |
|
Guillestre / Jausiers |
2111 m |
12% |
Col du Galibier |
F |
|
Valloire / Briancon |
2645 m |
12% |
Col du Lautaret |
F |
|
nach Col du Galibier |
2058 m |
10% |
Col du Telegraph |
F |
|
St. M. de Maurienne / Valloire |
1600 m |
7% |
EPILOG:
Ein
besonderer Dank gebührt wieder unserem Kameramann “Avalon“. Er hat mit
seiner On Board Camera, die Tour Cineastisch aufbereitet, und
in mühevoller Arbeit, die relevantesten Sequenzen (Überquerungen der
Pässe) zusammengestellt. Original Filmmaterial: 10 Stunden !, do is “Ben
Hur“ a Lercherl dagegen.
In der
Länge der Etappen hab` ich mich leicht verschätzt. Aufgrund der
Topografie, sind 300+ Tageskilometer in den Alpen etwas viel. Zum
längeren Verweilen oder Besichtigen bleibt keine Zeit. Bis auf eine
Ausnahme sind wir keine “Frühaufsteher“, außerdem wollen wir das
Frühstück in Ruhe genießen. Dafür “gema daun mehr Stoff“ und schaun uns
weniger an.
Ansonst
eine der schönsten Touren die wir je gefahren sind. Die Leute
sind in der Schweiz und in Italien durchwegs freundlich. In Frankreich,
Konversation eher schwierig, entweder wollen oder können die Gallier
kein Deutsch, auch mit Englisch sind wir nicht viel weiter gekommen.
Also
Freunde im Land der Franzosen: Etwas mehr Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft wäre angebracht. Damit ihr Gallier das auch lesen
könnt, nachstehend die Übersetzung:
"Alors, les amis
du pays des français: un peu plus de gentillesse et de solidarité
seraient bien de mise!"